Die DDR-Kriminalheftreihe
"Blaulicht" erschien von 1958 bis 1990 (Nr. 285), und zwar zunächst
im Verlag des Ministeriums des Inneren der DDR, dann jedoch bald im auf
Spannungsliteratur spezialisierten Verlag Das Neue Berlin. Den Namen "Blaulicht"
trägt die Reihe erst seit der Nr. 17, zuvor hieß sie "Kleine
Erzählerreihe". Die ersten 12 Hefte erschienen ohne Nummer.
Die Autoren stammten
überwiegend aus der DDR. Einige wenige Texte waren Übersetzungen
aus dem sozialistischen Ausland. Völligen Ausnahmecharakter trägt
die Nr. 36 ("Der Leichenräuber" von Robert Louis Stevenson), da es
sich hier nicht nur um eine Übersetzung aus dem Englischen, sondern
auch um eine klassische Geschichte handelte. Die Texte der einheimischen
Autoren - darunter zum Beispiel Hans Siebe, Tom Wittgen, Klaus Möckel
und Rainer Fuhrmann - waren üblicherweise speziell für die Reihe
geschrieben.
Es muss nicht immer Mord
sein. Das "Blaulicht" blinkte auch bei Fahrerflucht und Eigentumsdelikten
und bewies, dass auch die Ermittlungen in einem Diebstahl-, Raub- oder
Betrugsfall spannend sein können. Bei zwei Heften von Rainer Fuhrmann
(Nrn. 209 und 212) handelte es sich um Science-Fiction-Kriminalgeschichten.
Die Titelbildgestaltung*
machte eine interessante Entwicklung durch und war meines Erachtens überdurchschnittlich
anspruchsvoll. Insgesamt ist eine Wandlung vom detailliert Illustrativem
zum Symbolischen und Dekorativen festzustellen, aber auch innerhalb der
illustrativen Zeit gabe es eine Entwicklung. Die ersten zehn Hefte waren
so aufgemacht, wie man das für eine Heftreihe mit Spannungsliteratur
erwarten durfte, nämlich mit detailliert gestalteten Bildern dramatischer
Szenen. Dann machte die äußere auch schon mal einer inneren
Dramatik Platz. Statt dargestellter Action waren nun auch statische Szenen
zu sehen, manchmal sogar Alltagssituationen (zum Beispiel Nrn. 11 und 14)
oder sogar ein Portrait (Nr. 15). Nummer 41 mit dem Titel "Spurlos verschwunden"
war das erste Heft, das keine Person auf dem Umschlag zeigte. Bereits ab
etwa Heft 30 war dergestalt eine Entwicklung hin zum mehr Plakativen zu
beobachten, dass auf gestaltete Hintergründe zunehmend verzichtet
wurde, später wurde auch die eigentliche Darstellung schematischer
und abstrakter und gleichzeitig interessanter und künstlerisch anspruchsvoller.
Auch Stillleben tauchten auf. Nr. 101 setzte die größte Zäsur
in der Gestaltung der Reihe, die damals ihr bis zum Ende beibehaltenes
Erscheinungsbild bekam. Das Format wurde etwas verkleinert und der feste
schwarze Kopfteil mit der Schrift, den Sternen und der in riesigen altertümlich
wirkenden Ziffern gesetzten Heftnummer wurde eingeführt. Das mag ästhetisch
nicht der ganz große Wurf gewesen sein, machte die Reihe aber unverwechselbar.
Und der schwarze Rahmen lässt die in ihm präsentierten Titelbilder
wie eine Galerie moderner Kunst erscheinen, wenn man die Heftsammlung ausbreitet.
Der Block-Verlag führte
die Heftreihe 1994 mit neuer Numerierung fort. Die Ausgaben bis zur Doppelnummer
23/24 waren auch im alten Stil gestaltet, jedoch wirkten die Clip-Art-Illustrationen
nicht sonderlich professionell. Danach prangten dann Fotos (Stadtansichten)
auf den Titelbildern.
Der Verlag Das Neue Berlin
brachte 2009 ebenfalls mit neuer Numerierung 5 "Blaulicht"-Hefte mit je
zwei Nachdrucken alter Ausgaben heraus. Zuvor gab es hier 2006 und 2008
bereits insgesamt 5 Bücher mit alten "Blaulicht"-Erzählungen.
(C) 2010 by
Ivo Gloss
- Literaturhinweis: Anita
M. Mallinckrodt: Das kleine Massenmedium. Soziale Funktion und
politische Rolle der Heftreihen-Literatur in der DDR.
Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1984. 328 S. [Die amerikanische
Autorin untersucht 5 Heftreihen, darunter auch "Blaulicht", und vergleicht
dabei die Jahrgänge 1969/70 und 1978.]
-
Alle
Titelbilder auf der Homepage von Steffen Barth
- "Blaulicht"
im Block-Verlag
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BLAULICHT 103: Walter Niebuhr: Treffpunkt Theaterklause. 1969.
32 S., E 3 (ein Preisaufkleber auf Rückseite), 0.98 €
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BLAULICHT 183: Tom Wittgen: Der Abschiedsbrief.
1977. 32 S., E 1, 2.98 €
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BLAULICHT 193: Hans Siebe: Der Tote im Strandbad.
1979. 64 S., E 3 (Mittelblatt lose und mit großem Farbfleck (Text
aber lesbar), 1 Preisaufkleber auf Rückseite), 0.98 €
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BLAULICHT 211: Jacek Joachim: Bridge.
1981. 64 S., E 3 (Umschlag lose, 1 Preisaufkleber auf Rückseite),
0.98 €
-
BLAULICHT 228: Wolf Guter: Bewährungsproben.
1983. 32 S., E 2, 1.98 €
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BLAULICHT 229: Inge Meyer: Der Mann im Nebel.
1983. 64 S., E 1-2, 1.98 €
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BLAULICHT 230: Janos Fülöp: Gesucht wird Erzsebet Labro.
1983. 64 S., E 2+, 1.98 €
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BLAULICHT 232: Linda Teßmer: War es Mord?
1984. 32 S., E 1, 1.98 €
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BLAULICHT 234: Olga Lawrowa und Alexander Lawrow: Der Täter kam
im Taxi.
1984. 64 S., E 2+, 1.98 €
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BLAULICHT 237: Hans Siebe: Rusankes Hund.
1984. 32 S., E 1, 1.98 €
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BLAULICHT 240: Svatopluk Zlamany: Drei gegen drei.
1985. 64 S., E 3, 0.98 €
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BLAULICHT 241: Viktor Pronin: Brandstiftung.
1985. 64 S., E 2, 1.48 €
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BLAULICHT 242: Wolfgang Kienast: Der Traum des alten Mannes.
1985. 64 S., E 2, 0.98 €
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BLAULICHT 243: Gerhard Johann: Ermordete leben nicht lang.
1985. 64 S., E 1-2, 2.98 €
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BLAULICHT 247: Swetoslaw Slawtschew: Unsichtbare Spuren.
1986. 64 S., E 3-4, 0.48 €
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BLAULICHT 249: Rainer Rönsch: Kinderspiel.
1986. 32 S., E 1-2, 2.48 €
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BLAULICHT 252: Klaus Möckel: Das Stromzellverfahren.
1986. 32 S., E 2-3 (1 Preisaufkleber auf Rückseite), 0.98 €
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BLAULICHT 253: Helmut E. Günter: Ein betäubender Duft.
1986. 64 S., E 2+ (Ecke oben rechts etwas gestaucht; sonst ohne Makel),
2.48 €
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BLAULICHT 256: Hartmut Mechtel: Gesucht: Jo Böttger.
1987. 64 S., E 3+, 1.98 €
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BLAULICHT 265: Gert Schönaus: Eine Dorfgeschichte.
1988. 64 S., E 2-, 1.98 €
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BLAULICHT 270: Gerhard Johann: Das seltsame Ende des Doktor Vau.
1988. 64 S., E 1-, 1.98 €