Sie dürfen natürlich keine prompte
Erfüllung Ihrer Wünsche erwarten, können sich aber doch
zumindest zugute halten, ein klein wenig für deren Verwirklichung
getan zu haben, denn zu meinem Bekanntenkreis und den Besuchern dieser
Seite gehören auch auf die verschiedenste Weise im Genre Aktive.
Abteilung
I: Welche ausländischen SF-Werke wünschen Sie sich ins Deutsche
übersetzt?
Weil Sie davon gehört
oder darüber gelesen haben, weil Sie anderes von diesem Autor neugierig
auf mehr gemacht hat, weil Sie den Roman oder die Erzählung im Original
gelesen haben und auch dieser Sprache unkundigen SF-Lesern dieses Erlebnis
wünschen oder warum auch immer.
Den Beginn macht Gerd-Michael Rose aus
Erfurt, der auch die Idee zu dieser Rubrik hatte. Er hat seine Wünsche
sogar in eine Rangfolge gebracht und sich dabei ganz auf russische SF beschränkt.
Letzteres lässt den Webmaster dieser Seiten vermuten, dass er selbst
diesbezüglich angesprochen werden soll. Der Spannung halber habe ich
die Liste einfach einmal umgedreht und den größten Wunsch ganz
unten angeordnet. Außerdem habe ich ein paar Zusatzinformationen
und Bilder hinzugefügt.
Gerd-Michael
Roses Hitliste
der SF-Erzählungen und Romane in russischer Sprache, die er gern lesen
würde, die aber noch nicht in Deutsch vorliegen:
10. Alexander Beljajew: "Der Sprung
ins Nichts" (Roman, 1933)
Beljajew ist zwar einer der großen
Klassiker der sowjetischen SF-Literatur, übersetzt wurde aber bisher
kaum etwas [u.a. "Der Amphibienmensch" und "Hoity-Toity"] (siehe
"Stern
des Ostens 3").
("Der Roman "Der Sprung ins Nichts" erzählt
von einem Flug zur Venus und der Begegnung mit den dortigen Lebewesen;
der von dem bekannten Raumfahrtpopularisator J. Perelman scharf kritisierte
Roman erhielt nichtsdestotrotz ein positive Einschätzung von Konstantin
Ziolkowski höchstpersönlich." - Wl. Borissow 1995)
Die Romane "Der Sprung ins
Nichts" und "Der Stern KEZ" in einer Ausgabe von 1996 als Ergänzungsband
zur von mehreren Verlagen gemeinsam herausgegebenen "Bibliothek der SF
in 24 Bänden".
9.
Georgi Martynow: "Der Gast aus dem Nichts" (Roman, 1962)
Dieser Band ist die Fortsetzung zu "Das
Erbe der Phaetonen". ("Die fernen Nachfahren der Phaetonen und die Erdenmenschen
begegnen sich tausend Jahre später in dem utopischen Roman "Der Gast
aus dem Nichts" [Auszüge 1961 als "Begegnung lange Zeit später",
vollständig 1962], dessen Held, ein Zeitgenosse von uns, von den Nachfahren
in ferner Zukunft "wiedererweckt" worden ist; der vom Autor geschilderte
Kommunismus ist zwar offenkundig utopisch (und steht deutlich hinter anderen
Beispielen dieser Periode, vor allem den Büchern der Strugazkis, zurück),
erscheint jedoch trotzdem nicht als Parodie, wie dies in vielen Werken
zeitgenössischer Autoren der Fall ist." - Wl. Borissow 1995) (Inzwischen als "Die
Rückkehr der Phaetonen" erschienen.)
Die aus den Romanen "220
Tage im Weltraumschiff", "Die Schwester der Erde" und "Das Erbe der Phaetonen"
bestehenden "Sternenfahrer"-Trilogie in einer modernen Ausgabe aus dem
Jahr 2002.
8. Iwan Jefremow: Erzählungen
Dank Ivo Gloss wurden wenigstens die "Sternenschiffe",
die in der Sekundärliteratur immer wieder erwähnt werden, übersetzt,
es gibt aber noch eine Reihe anderer interessanter SF- und Nicht-SF-Erzählungen
(siehe "Stern des Ostens 4").
(Inzwischen
hat Gerd-Michael Rose selber den Band I. Jefremow: Das Geheimnis der
Hellenen herausgebracht.)
Zusammenstellung von Erzählungen
Jefremows unter dem Titel "Begegnung über der Tuskarora" ("Bibliothek
der Abenteuer" der Verlage AST und Terra Fantastica, 2001)
7. Sergej Snegow: Erzählungen
Sein "Menschen wie Götter" - Zyklus
war die Space-Opera im Sozialismus, die mir bekannten Erzählungen
haben eine ebenso hohe Qualität.
"Der Sprung über den
Abgrund" - ein 1981 erschienener Erzählband von Sergej Snegow.
6. Grigori Adamow: "Die
Bezwinger des Erdinneren" (Roman, 1937)
Sein berühmtes "Geheimnis
zweier Ozeane"[Illustrationen]
ist unter Berücksichtigung der Entstehungszeit und der damaligen außenpolitischen
Bedingungen ein beeindruckendes Werk der Jugend-SF.
("Eine Fortsetzung
des "energetischen" Themas [nach den Erzählungen "Havarie" (1935)
und "Die Sonnenoase" (1936) über die Energiegewinnung der Zukunft
im Polargebiet und in der Karakum - I.G.] war "Die Bezwinger des Erdinneren"
Adamows erster SF-Roman, dessen Handlungsschwerpunkt eine Reise mit einem
Untererdgefährt und die Errichtung eines Kraftwerks in 14 km Tiefe
darstellen; dieser solide SF-Roman erhielt eine positive Bewertung durch
Akademiemitglied W. Obrutschew. - V. Bugrow 1995)
Eine der zahlreichen
Ausgaben von Adamows bekanntestem Roman - "Das Geheimnis zweier Ozeane"
in der "Bibliothek der Abenteuer" des Verlages EKSMO (2001).
Die in deutsch vorliegenden Erzählungen
dieser Autoren gehören thematisch zu den interessantesten Geschichten
der sowjetischen Literatur, die ich kenne. ("In einem der wenigen umfangreicheren
Werke des Autorenpaares Jemzew/Parnow - dem Roman "Das Dirac-Meer" - wird
eine Art modernes Füllhorn, eine kybernetische Maschine, die exakte
Kopien beliebiger Gegenstände herzustellen in der Lage ist, sogleich
zur Quelle von Problemen in der sozial gespaltenen Welt." -Wl.
Borissow 1995)
Erzählband "Drei Quarks"
(1969) von Jemzew und Parnow im Verlag Mysl
4. Alexander Kasanzew: "Planet
der Stürme" (Novelle, 1959, korrigierte Fassung
1962 als "Die Enkel des Mars", 1. Buch)
Nach dieser Erzählung wurde der beeindruckendste
SF-Film, den ich in meiner Kindheit sah, gedreht. [Titelvettern]...[Nachruf]
Band aus einer
dreibändigen Kasanzew-Ausgabe von 1977. Die bis zum reinen Dekor abstrahierte
Titelillustration bezieht sich auf die von Kasanzew vertretene Idee vom
Tunguska-Raumschiff.
3. Iwan Jefremow: "Auf des Messers
Schneide" (Roman, 1963/64)
Der Auszug "Das Kettenglied" (Sowjetliteratur
1/1963) gehört zu meinen Lieblingsbüchern des Autors. ("Zwischen
der großen Utopie und der großen Antiutopie ["Das Mädchen
aus dem All" (1957) [Verkauf]
und "Die Stunde des Stiers" (1968/70) - I.G.] unternahm Jefremow mit dem
in vieler Hinsicht experimentellen (und nur zum Teil gelungenen) Buch "Auf
des Messers Schneide. Ein Abenteuerroman" einen interessanten, aber auch
riskanten Versuch, ein "Buch für jedermann" (vom breiten, weniger
gebildeten Publikum, bis hin zum Intellektuellen) zu schaffen. Vor dem
Hintergrund der Abenteuerhandlung - der Erforschung des Geheimnisses einer
alten Krone aus einem unbekannten Metall, die auf dem Meeresgrund gefunden
wurde - verfolgt der Hauptheld, der Arzt und Psychologe Girin seinen eigenen
"intellektuellen Krimi": er erforscht die Geheimnisse des Unterbewusstseins,
der menschlichen Psyche im allgemeinen, ihre Verbindung mit dem Schöpfertum
und dem genetischen Gedächtnis. Der Roman ist formal keine SF, fügt
sich aber organisch in das Gesamtsystem der wissenschaftlichen, historisch-philosophischen
und ästhetischen Konzeptionen ein, die Jefremow in seinen SF-Büchern
entwickelt hat." - Wl. Borissow & Wl. Gakow 1995) [zur
Bibliographie unveröffentlichter SF]
Kann eine Jefremow-Edition
so richtig schlecht sein? Nein, aber rosa wie die hier mit "Auf des Messers
Schneide" abgebildete von 1998 aus dem Verlag Nishpoligraf.
2. Arkadi und Boris Strugazki:
"Rückkehr / Mittag 22. Jahrhundert" (Episodenroman,
1962)
Mich ärgert es immer, wenn von Büchern
nur die Hälfte übersetzt wird.Hier fehlt z.B. die Beschreibung
der rollenden Straßen, die in -zig anderen Büchern erwähnt
wird (z. B. Kagarlitzki "Was ist Phantastik").
("Der wirkliche Höhepunkt
der frühen Schaffensperiode der Brüder Strugazki wurden die Kurzgeschichten
über den 'Mittag des 22. Jahrhunderts', die nach Jefremows "Mädchen
aus dem All" weitgreifendste und diesen im Vergleich etwas didaktischen
Roman, dem nach den Worten der Strugazkis 'die Menschen fehlten', in vielem
übertreffende Utopie in der sowjetischen Literatur, ein breites Panorama
der fernen Zukunft, das alle Aspekte, von der grandiosen schöpferischen
Arbeit der Menschen auf der Erde und im Kosmos über individuelle moralische
und psychologische Dramen bis hin zu Fragen der Soziologie, des Alltags,
der Moral, des Systems der Kindererziehung, von Sport und Freizeit usw.
berührt." - Wl. Gakow & W. Rewitsch 1995)
"Mittag, 22. Jahrhundert
(Rückkehr)" 1967 in der "Bibliothek der Abenteuer und SF" des Verlages
Detskaja literatura - die erste Buchausgabe dieser Fassung.
1. Iwan Jefremow: "Die Stunde
des Stiers"
(Roman, 1968/70)
Dieses Buch wurde zum "Un"-Buch erklärt
und erschien erst während der Perestroika wieder. Obwohl Jefremow
nie als vordringlich kritischer Autor auftrat und sich stets zu seinem
Land bekannte, bekam er Schwierigkeiten, da er als denkender Mensch die
gesellschaftlichen Probleme nicht nur erkannte, sondern dagegen polemisierte.
(Zum
Inhalt in Alpers/Fuchs/Hahn 1982 unter "Efremov", ein ausführlicher
Verriss ist Lück 1971.) Inzwischen ist der Roman
von Gerd-Michael Rose selbst in deutscher Sprache veröffentlicht worden.
[Mehr
dazu]
"Die Stunde des
Stiers" 2001 in der "Bibliothek der Abenteuer" der Verlage AST und Terra
Fantastica.
Andreas
Hechts Wünsche (07.10.2005):
Da ich leidenschaftlicher
Strugatzki-Anhänger bin und der "Mittag" in Deiner Liste steht: Ich
hätte statt der angesprochenen Ausgabe
von 1962 lieber
eine "Zusammenfassung" der Ausgaben von 1967 und 1962 (oder besser beide),
weil beide unterschiedliche Erzählungen
beinhalten, die
meines Wissens nicht in Deutsch erschinen sind. (Möglicherweise stammt
einiges davon auch aus den "Praktikanten"
und ich kann nur
die Originaltitel nicht zuordnen.)
Noch besser wäre
natürlich eine Werkausgabe in Einzelbänden und ordentlicher Verarbeitung.
Da wäre dann auch einiges dabei, was
ich vermisse - von
den Filmszenarien ist z.B. außer der "Wunschmaschine" bisher nichts
in Deutsch erschienen. Allerdings wäre dieses Vorhaben derart umfangreich,
das sich dafür wohl kaum ein Verlag hergeben wird.
Diethelm
Heilers Wünsche:
... Da ich hier einmal
beim Schreiben bin, möchte ich mich mal zur Rubrik "Wunschmaschine"
äußern: Wunderbare Idee, denn leider bin ich des Russischen
nicht derart mächtig, dass ich im Original lesen könnte.
Meine Favoriten wären:
- Georgi Martynow:
"Der Gast aus dem Nichts" (Roman, 1962)
- Sergej Snegow:
Erzählungen Warum ? Weil schon
Literatur vorliegt und ich Schreibstil / Thematik interessant finde. Und
weil man natürlich weiterlesen will ... Ich hörte auch gelegentlich,
daß es angeblich eine Fortsetzung des "Menschen wie Götter"
- Zyklus geben soll. Daher diese beiden Autoren.
Ein
Wunsch von Steffen Much:
- Alexander Kasanzew:
"Planet der Stürme" (Novelle, 1959)
Abteilung
II: Welche Sekundärliteratur zur SF wünschen Sie sich übersetzt
oder überhaupt erst einmal verfasst?
Sind Sie ganz gierig auf
eine leider nur auf Rumänisch erschienene Monographie zur dortigen
SF? Sollte endlich mal jemand eine Bibliographie all jener SF-Werke aufstellen,
in denen Elvis Presley auftritt? Könnte denn nicht mal jemand das
bereits erstellte Register zu J. Kagarlizkis Buch "Was ist Phantastik?"
vervielfältigen? Wenn Ihnen Fragen dieser Art schon mehr als 22 Nächte
lang den Schlaf geraubt haben, dann können Sie sie hier herausschreien.
Abteilung
III: Welche deutschen SF-Werke sollten sich ausländische Leser und
Verleger wünschen (falls sie auf den Gedanken kommen sollten)?
Kurz: Womit können wir
andernorts Ehre einlegen?
Benutzte und zitierte
Literatur: - Alpers/Fuchs/Hahn (Hrsg.):
Reclams Science Fiction-Führer. Reclam-Vlg., Stuttgart 1982
- Borissow, Wl.: [Einträge
zu den jeweiligen Autoren]. In: Gakow 1995
- Borissow, Wl. & Wl.
Gakow [Eintrag zu Jefremow]. In: Gakow 1995
- Bugrow, V.: [Eintrag zu
Adamow]. In: Gakow 1995
- Gakow, Wl. (Hrsg.): Enziklopedija
fantastiki: Kto jest kto? IKO "Galaksias", Minsk 1995
- Gakow, Wl. & W. Rewitsch:
[Eintrag zu den Strugazkis]. In: Gakow 1995
- Lück, Hartmut: Echo
aus der Zukunft. Ein sowjetischer Science Fiction-Autor über die Volksrepublik
China. In: Sozialistische Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft,
Oktober 1971 (Nr. 8/9), S. 125-133
Interessiert Sie das? Haben Sie
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Ihre Wünsche, möglichst mit Angabe einer Begründung, an
webmaster@gloss-science-fiction.de.
(Wenn Sie Ihre e-mail-Adresse
nicht mit veröffentlicht sehen wollen, dann merken Sie dies bitte
an.)
Und
das habe ich nun tatsächlich ausgewählt und übersetzt: