Die "Prawda" 1950 zu Aldous Huxleys "Affe
und Wesen", George Orwells "1984" und anderer westlicher Literatur

I. Anissimow: Feinde der
Menschheit
Die Feinde der Menschheit,
die Anstifter eines neuen Weltkrieges, wissen sehr wohl, dass ihre verbrecherischen
blutigen Absichten niemals Wirklichkeit werden, wenn es ihnen nicht gelingt,
die Völker zu täuschen. Sie scheuen keine Ausgaben für den
massiven Einsatz aller Mittel der Provokation und der Erpressung, um das
Bewusstsein der Massen mit ihrem Gift zu vernebeln. Unter anderem bedienen
sie sich dazu auch der Prostituierung der Literatur.
Während sich alles Ehrliche, Fortschrittliche, schöpferisch Lebensfähige
in der zeitgenössischen Literatur der kapitalistischen Länder
im Kampf für den Frieden und für die Freiheit der Völker
zu einer eindrucksvollen Macht vereint, die sich aktiv in die das ganze
Volk umfassende Bewegung einbringt, benutzen die Imperialisten den Abschaum
der bürgerlichen Literatur für ihre menschenverachtenden Ziele.
Dieser Kontrast zwischen der progressiven Literatur, die unter den Verhältnissen
einer entfesselten Reaktion bedeutsame Werke hervorbringt, die das Volk
braucht, und der moralischen Zersetzung der Literatur im Lager des Imperialismus
ist verblüffend scharf.
Keinem ernsthaften Beobachter der zeitgenössischen bürgerlichen
Literatur in den USA oder den von ihnen „marshallisierten“ Ländern
England und Frankreich kann eine überaus charakteristische Erscheinung
verborgen bleiben: In dieser Literatur, die Gangster und Gewalttäter
verherrlicht, herrscht der Schrecken. Ein tödlicher Schrecken vor
der Zukunft, der die gesamte menschenverachtende Ideologie der imperialistischen
Kriegstreiber durchdringt. In diesem Sinne kann ein sich aus einem Klinikfenster
in die Tiefe stürzender Forrestal durchaus als ein typischer Held
der modernen Bourgeoisie bezeichnet werden.
Kürzlich hat der progressive englische Publizist Ivor Montagu eine
interessante Zusammenstellung von Äußerungen der bürgerlichen
Presse im Zusammenhang mit dem Anbruch der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts gefertigt. „Angst vor dem Selbstmord der Welt … Angst vor
der Zukunft … Angst vor einer gewaltigen Katastrophe … Verfall der Menschheit
… Chaos“, so jammern die modernen Tartuffes verschreckt durch die mächtigen
Schläge, die das Gebäude des Kapitalismus erschüttern.
Diese Stimmung ist so stark, dass die verschiedenartigsten Maßnahmen
ergriffen werden, die Literatur in eine optimistischere Richtung zu lenken.
Doch die Bemühungen, die Ausbreitung des unheilvollen Wundbrandes
zu stoppen sind vergeblich, denn eine derartige „Literatur“ ist die natürliche
und unausweichliche Frucht des absterbenden Kapitalismus.
Wenn die Rede nur davon wäre, dass die tobenden Imperialisten vor
der Zukunft erzittern und deshalb großes Verständnis für
den Schritt Forrestals haben, dann bräuchte man dem keine besondere
Aufmerksamkeit widmen. Es ist jedoch so, dass die imperialistische Reaktion
alles daran setzt, die Massen in Schrecken zu versetzen. So sehr in Schrecken
zu versetzen, dass die Menschen jegliches Interesse am gesellschaftlichen
Leben verlieren sollen. Die amerikanische reaktionäre Propaganda zielt
darauf ab, den Massen die Überzeugung von der Unausweichlichkeit eines
Krieges einzupflanzen, folgsame Sklaven zu erziehen, die widerspruchslos
jeden beliebigen Befehl ausführen.
Das ist es, was die Imperialisten mit Hilfe der Furcht erreichen wollen
unter breiter Hinzuziehung der Literatur zur Umsetzung ihres Planes.
Große Verbreitung haben in letzter Zeit phantastische Romane und
Novellen erlangt, in denen äußerst düstere Vorhersagen
darüber getroffen werden, was die Menschheit in näherer Zukunft
zu erwarten hat. Die Verfasser derartiger Prognosen entwerfen mit sicherem
Strich Bilder eines dritten oder gar vierten Weltkrieges, weiden sich an
der Darstellung der Schrecken der massenhaften Vernichtung von Menschen
durch den Einsatz atomarer und bakteriologischer Waffen und sagen voller
Häme das unausweichliche baldige Ende der Kultur, der Kunst und der
Menschheit überhaupt voraus.
Ihre krude Phantasterei krönen diese „Schriftsteller“ dann noch damit,
dass irgendwelche Ungeheuer – mal affenartig, mal in der Gestalt von Fledermäusen
-, die Erde besiedeln, nachdem die Menschheit sich selbst vernichtet hat,
und denen es zudem gelingt „ein höheres geistiges Niveau als das der
Menschen zu erreichen“. Welch ein Zynismus!
Die Werke der menschenverachtenden Fantastik sind einander sehr ähnlich.
Doch besonders abscheulich sind zwei Bücher, die vehement beworben
und überall verlegt werden, wohin der verderbliche Einfluss des amerikanischen
Imperialismus reicht. Dies sind die Bücher der anglo-amerikanischen
Kosmopoliten A. Huxley - „Affe und Wesen“
- und G. Orwell - "1984".
Beide Bücher sollen Angst vor der Zukunft erzeugen. Herr Huxley geht
davon aus, dass ein dritter Weltkrieg unausweichlich ist. Der wackere Händler
des Todes bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Menschheit
in der Folge eines neuen Krieges aufhören wird zu existieren. Dabei
macht er nicht die leiseste Andeutung, dass ihn dieser Umstand beunruhigen
würde. Zynisch sieht er seine schriftstellerische Mission als die
eines Totengräbers an. Und das nennt sich heutzutage in den USA oder
in England Literatur!
A. Huxley berichtet, dass in südlichen Gefilden nach einer atomaren
Katastrophe eine gewisse Anzahl Paviane überlebt hat. Doch auch die
Paviane sind dann, angesteckt von den Untugenden der Menschheit, in einem
Krieg gegeneinander umgekommen. Ein irgendwo in Kalifornien übrig
gebliebenes Häuflein Amerikaner, das auf einen unvorstellbar abstoßenden
Zustand herabgesunken ist, verschafft sich Kleidung auf alten Friedhöfen,
indem es voller Eifer Gräber öffnet. Nach den Worten des Autors
handelt es sich um „eine völlig neue Menschenrasse, deren Missgestalt
in ihrem Blut begründet liegt, die im Elend gefangen ist und die in
der Zukunft nichts erwartet als noch größeres Elend, noch stärkere
Entstellung und schließlich die völlige Vernichtung.“
Das grässliche Büchlein A. Huxleys, das man zurecht als imperialistische
Utopie bezeichnen darf, ist angefüllt mit Verachtung gegenüber
dem Menschen. Vor nichts macht der Autor halt in seinem Bestreben, den
Menschen herabzusetzen und zu verleumden, sein stolzes Streben danach,
„Besieger der Natur“ zu sein, zu verspotten. Unverschämt die menschliche
Existenz mit „Parasitentum“ gleichsetzend äußert sich A. Huxley
diesbezüglich wie folgt: „Das Verhältnis zwischen dem modernen
Menschen und dem Planeten, dessen Herrscher zu sein er bis vor kurzer Zeit
glaubte, ist das Verhältnis zwischen einem Eingeweidewurm und dem
Hund, in dessen Magen er sich eingenistet hat.“
In einer normalen Gesellschaft würde ein Verbreiter derartigen geistigen
Unrates als gefährlicher Verbrecher oder als ein Mensch, der endgültig
den Verstand verloren hat, angesehen werden, doch im Lager des Imperialismus,
den A. Huxley nicht ohne Koketterie „unseren organsierten Wahnsinn“ nennt,
wird ein derartiger Schreiberling in den Himmel gehoben und gilt als Genie.
Ein anschaulicher Maßstab zur Bestimmung des Niveaus der modernen
bürgerlichen Literatur.
Herr Orwell ist in allem vergleichbar mit Herrn Huxley, insbesondere in
seiner Verachtung des Volkes und in dem Bemühen, den Menschen zu verleumden.
Und wenn der eine schreit: „Die Stimme des Proletariates, das ist die Stimme
des Teufels“, dann steht auch der andere nicht zurück, giftigen Geifer
verspritzend und das Bild einer schrecklichen Zukunft ausmalend, die der
Menschheit angeblich vorherbestimmt sei, dem Volk die Schuld an allem Unglück
zuzuschreiben. Er ist genötigt einzuräumen, dass der Kapitalismus
bis zum Jahr 1984, in dem der Roman angesiedelt ist, aufgehört hat
zu existieren. Doch nur um den Weg frei zu machen für endlose Kriege
und den Verfall der Menschheit, die auf das Niveau von roboterähnlichen,
„Prolos“ genannten Wesen herabgesetzt wird.
Verständlicherweise ist das schmutzige Buch Orwells ganz im Sinne
solcher Leiborgane der amerikanischen Propaganda wie „Reader's Digest“,
das dieses Werk druckte, und „Life“, wo es mit einer Vielzahl von Illustrationen
vorgestellt wurde.
Auf diese Weise erfolgt mit den finsteren Zukunftsprognosen, die gegenwärtig
von einer ganzen Armee käuflicher Schriftsteller auf Order der Wall
Street fabriziert werden, ein wahrer Angriff auf die Völker der Welt.
Ein Sammelband mit dem programmatischen Titel „Zivilisation“ ist vor einiger
Zeit in Paris erschienen. Der Band versammelt viele Autoren. Beginnend
mit dem derzeit groß in Mode stehenden Spezialisten für Zivilisationsbeisetzungen
Herrn Toynbee sprechen sie alle in einer Sprache, die hier auch recht treffend
als „Sprache der intellektuellen Panik“ bezeichnet wird. Die Einfügung
des Wortes „intellektuell“ passt zwar nicht so recht auf die vertierten
imperialistischen Dunkelmänner, aber was die Panik betrifft, ist die
Bezeichnung voll und ganz gerechtfertigt.
Nach einem Meinungsaustausch über die moderne Zivilisation sind die
Dunkelmänner zu dem einmütigen Schluss gelangt, dass diese „ablebt“.
Alle haben sie die „Zeichen des Zerfalls“ der bürgerlichen Gesellschaft
deutlich erkannt. Das versetzte diese „Theoretiker“ in eine sehr
niedergeschlagene Stimmung: Einer von ihnen bekannte, dass er von der Vorahnung
der baldigen „Vernichtung ausnahmslos aller Menschen“ erfasst sei und von
einer unüberwindbaren „Lebensangst“.
Ein anderer der um das Schicksal der Menschheit Bekümmerten kam zu
dem Schluss, dass die moderne Zivilisation schuldig sei, „Millionen verheerter
Geschöpfe“ hervorgebracht zu haben. Derartige Ergüsse imperialistischer
Entartung füllen den gesamten recht umfänglichen Band. Seine
Autoren werden nicht müde, ihre Verachtung gegenüber dem Menschen
zum Ausdruck zu bringen und scheuen in ihrer Raserei vor nichts zurück,
um ihn in übelster Weise zu verleumden.
Ihnen allen gemein ist eine animalische Furcht vor dem herannahenden Zusammenbruch
des kapitalistischen Systems und eine unbändige Wut auf jegliche Volksbewegung.
Deshalb werden die zahnlosen Angriffe des amerikanischen literarischen
Provokateurs Dos Passos gegen einen von ihm erfundenen „kommunistischen
Despotismus“ von allen Totengräbern der Zivilisation unterstützt.
Die imperialistischen Kriegshetzer versuchen weite Kreise der Bevölkerung
durch Furcht zu betäuben, und sie bedienen sich zum Schüren dieser
Furcht verschiedenster Mittel und stets einer ordentlichen Prise Zynismus.
In einem der Romane des derzeitigen Modeautors Henry Miller findet sich
die folgende Tirade: „Das heißt, wir sind zum Untergang verurteilt,
wir haben keine Hoffnung mehr, keiner von uns! Doch wenn das so ist, dann
lasst uns in ein letztes schreckliches Geheul ausbrechen, in gnadenlosen
Hohn, in einen Schlachtruf. Schluss mit Jammern! Fort mit Elegien und Totengesängen!
Fort mit Biografien und historischen Abhandlungen, mit Bibliotheken und
Museen! Sollen die Toten ihre Toten begraben! Ihr, die ihr noch lebt,
lasst uns auf dem Vulkan unseren letzten wilden Tanz tanzen!“
Das ist geradezu ein Programm der gegenwärtigen bürgerlichen
Literatur in den USA, in Frankreich und in England. Doch die Wortschwälle
des literarischen Gangsters werden nicht nur in Büchern gedruckt.
Kürzlich konnte man in einer Zeitschrift einen Appell an die amerikanischen
Studenten lesen, der buchstäblich im Geiste des obigen Zitates von
Miller war und die Jugend dazu aufrief, alles zu vergessen, allem voran
ihre Verpflichtung vor dem Menschen, und stattdessen „Rumba auf dem Vulkan
zu tanzen“.
So versucht die imperialistische Reaktion unter dem Geheul der Totengräber
und Panikmacher die junge Generation zu vergiften, um sie leichter zu willenlosen
Soldaten für einen neuen Krieg machen zu können.
In großer Zahl sind auch „Theoretiker“ des Schreckens aufgetaucht.
Einer von ihnen – Harrison Smith – behauptet, eine Neigung „zum Schaudern
vor übernatürlichen Schrecken“ sei dem Menschen wesenseigen.
Mehr noch: Er scheut sich nicht, der wahrhaft kannibalischen amerikanischen
Science Fiction, von der hier Beispiele angeführt worden sind, eine
heilsame (ja, heilsame!) Wirkung zuzuschreiben. Vielleicht wird man ja
in Amerika bald Werbung für eine wunderwirkende Schreckenstherapie
machen.
Und so bringt Mister Smith seinen in seiner Unverschämtheit und in
seinem Zynismus beispiellosen Gedanken vor: „Die Hilflosigkeit und die
Angst des Durchschnittsmenschen angesichts realer wissenschaftlicher Fakten,
angesichts von Flugzeugen, die schneller als der Schall fliegen, angesichts
von explodierenden Atomen und tödlichen radioaktiven Gasen, die einen
großen Teil von uns sündigen Menschen umbringen können,
könnte in einem Massenwahn der zivilisierten Menschheit enden, wenn
nicht die Science Fiction auf ihre Art zu Hilfe kommen würde ...“
In diesem Lichte erscheint es nicht verwunderlich, dass in den USA ernsthaft
das Projekt eines literarischen Werkes diskutiert wird, das in möglichst
überzeugender Form beschreiben soll, wie man die Menschheit durch
Schrecken vor der Gefahr eines neuen Weltkrieges retten kann. Der Gedanke
ist folgender: Wenn man die Menschheit in Schrecken versetzt durch das
Nahen einer Katastrophe, die größer ist als die Explosion von
Wasserstoffbomben, wenn eine „allumfassende drohende Gefahr heraufbeschworen
wird“, eine Art Blitzableiter für die gegenwärtige angespannte
Situation, dann wird umgehend eine allgemeine Verbrüderung auf der
Erde einsetzen, die schließlich gekrönt werden wird durch „die
Schaffung einer Weltregierung“. Es ist offenkundig, dass eben in letzterem
die Absicht hinter diesem von den Agenten der Wall Street mit großer
Miene zelebrierten ungeheuren Unsinn steckt. Wir sehen, wie zügelloseste
Fantastik mit den üblichen „Losungen“ des amerikanischen Imperialismus
gefüllt wird.
Es ist interessant, dass der von einer großen amerikanischen Literaturzeitschrift
hervorgebrachte Vorschlag, einen solchen Roman zu schreiben, breiten Widerhall
und lebhafte Diskussion unter den amerikanischen Schriftstellern hervorrief,
die dem „gelben Teufel“ dienen.
Der Virus der Angst ist in der Tat bereits in alle Poren des imperialistischen
Amerika gedrungen. Ungeachtet aller Bemühungen von „Heilern“, an denen
es nicht mangelt, bietet die zeitgenössische bürgerliche Literatur
einen sehr leichenhaften Anblick. Sie ist gänzlich und rettungslos
im Sumpf des moralischen Verfalls gefangen.
Doch mit keinerlei Schreckgespenstern wird es den Trommlern zu einem neuen
Weltkrieg gelingen, die Völker zu verängstigen, deren Bewusstsein
heute klarer denn je ist. Mit jedem Tag erkennen die Millionen einfacher
Menschen die niederträchtigen Manöver der Feinde der Menschheit
besser.
Die Kräfte der Welt, die sich immer fester zu einer organisierten
Front für den Schutz des Friedens, der Freiheit und des Lebens vereinen,
sind die einzige Hoffnung auf die Rettung der Kultur, die die Menschheit
hat. Diese Kräfte, angeführt von der Sowjetunion, sind mächtig
und unbesiegbar und werden der Menschheit den abscheulichen Ränken
der imperialistischen Kriegstreiber zum Trotz Glück und Gedeihen sichern.
("Prawda" vom 12.05.1950,
Nr. 132 (11604), S. 2. Aus dem Russischen von Ivo Gloss)
|